Manche Menschen bekommen plötzlich starke Angst, auch wenn eigentlich nichts Gefährliches passiert. Das nennt man eine Panikattacke. Symptome sind zum Beispiel schneller Herzschlag, Atemnot, Schwindel oder ein komisches Gefühl in der Brust. In letzter Zeit wird viel untersucht, ob Cannabis, genauer gesagt der Wirkstoff THC, solche Panikattacken auslösen kann.
Wie THC auf das Angstsystem wirkt
THC (Tetrahydrocannabinol) beeinflusst ein bestimmtes System in unserem Gehirn, das unsere Gefühle, unser Gedächtnis und unsere Stressreaktionen steuert. Kleine Mengen THC können beruhigend wirken. Nimmt man aber zu viel, kann THC Angst und Panikattacken auslösen. Das liegt daran, dass THC bestimmte Teile des Gehirns stärker aktiviert, die für Angst verantwortlich sind (Crippa et al., 2009; Bhattacharyya et al., 2017).
Cannabis und Panikattacken: Wer ist besonders gefährdet?
Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, ein deutlich höheres Risiko haben, an Angststörungen zu erkranken. Besonders Jugendliche sind gefährdet, weil ihr Gehirn noch in der Entwicklung ist. Studien wie die von Kedzior & Laeber (2014) und Patton et al. (2002) belegen, dass frühes Kiffen die Wahrscheinlichkeit für Panikattacken und soziale Ängste erhöht.
Warum THC Panikattacken auslösen kann
THC kann den Herzschlag beschleunigen und Stressreaktionen im Körper verstärken. Manche Menschen deuten diese Symptome als gefährlich, was eine Panikattacke auslösen kann. Außerdem beeinflusst THC wichtige Botenstoffe im Gehirn wie Serotonin und Dopamin, was Ängste zusätzlich verstärken kann (Zuardi et al., 2017).
Was tun bei einer Panikattacke nach Kiffen?
Wenn du nach dem Konsum von Cannabis eine Panikattacke bekommst, gilt: Du bist nicht in Lebensgefahr! Hier ein paar Tipps:
- Ruhe bewahren: Sag dir: „Das geht vorbei.“ Panikattacken klingen meistens innerhalb weniger Minuten ab.
- Tief durchatmen: Nutze die 4-7-8-Atemtechnik: 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden die Luft anhalten, 8 Sekunden langsam ausatmen. Das beruhigt dein Nervensystem.
- Ablenkung: Fühle bewusst kaltes Wasser an deinen Handgelenken oder konzentriere dich auf Geräusche in deiner Umgebung.
- Kein weiteres Cannabis konsumieren: Verzichte auf weiteren Konsum, auch wenn du dich unwohl fühlst.
- Kein Mischkonsum: Konsumiere Cannabis nicht zusammen mit Alkohol oder Nikotin, da Mischkonsum das Risiko für Panikattacken und andere psychische Beschwerden stark erhöht.
- Hilfe holen: Falls die Symptome sehr stark bleiben, zögere nicht, einen Arzt oder Psychologen zu kontaktieren. Psychologische Unterstützung wird ausdrücklich empfohlen, um zukünftige Angstreaktionen besser zu verstehen und zu bewältigen.
Panikattacken sind zwar unangenehm, aber sie sind nicht gefährlich. Dein Körper kommt wieder ins Gleichgewicht.
Sicherer Konsum: So minimierst du das Risiko
Wenn du zu Angst neigst und trotzdem Cannabis konsumieren möchtest, achte auf ein sicheres Setup:
- Konsumiere nur an einem Ort, wo du dich wohlfühlst, zum Beispiel zu Hause.
- Sei in Begleitung vertrauter Menschen.
- Starte mit kleinen Mengen.
- Verzichte konsequent auf Mischkonsum mit Alkohol, Nikotin oder anderen Substanzen.
- Hole dir bei Unsicherheiten professionelle Beratung durch Psychologen.
Fazit: THC und Angst – ein komplexes Thema
Cannabis kann bei niedriger Dosierung beruhigen, aber höhere Dosen bergen das Risiko von Panikattacken. Besonders Jugendliche und Menschen mit bestehenden Angststörungen sollten sehr vorsichtig sein. Ein sicherer Rahmen, verantwortungsvoller Umgang und eine niedrige Dosierung können helfen, unangenehme Erlebnisse zu vermeiden. Bei anhaltenden Problemen ist eine psychologische Beratung sehr empfehlenswert.
Quellen:
- Crippa et al. (2009). Neural basis of anxiolytic effects of cannabidiol (CBD) in generalized social anxiety disorder: a preliminary report. Neuropsychopharmacology.
- Bhattacharyya et al. (2017). Acute induction of anxiety in humans by delta-9-tetrahydrocannabinol. Neuropsychopharmacology.
- Kedzior & Laeber (2014). A meta-analysis of the odds of anxiety symptoms in cannabis users. BMC Psychiatry.
- Patton et al. (2002). Cannabis use and mental health in young people: cohort study. BMJ.
- Zuardi et al. (2017). Cannabidiol, a Cannabis sativa constituent, as an antipsychotic drug. Journal of Psychopharmacology.